Schottland, die raue Schönheit zwischen Nordsee und Atlantik.Eine Rundreise…
Eine Reise, die der Deutsch-Britische Verein schon seit 2 Jahren plante und aus aktuellen Gründen wiederholt verschoben werden musste, konnte nun endlich in der Zeit vom 5. bis 13. Mai 2022 durchgeführt werden. Entsprechend der Zielsetzung des Vereins, der Pflege der Beziehungen zwischen der Partnerstadt Biebertals – Denbigh in Wales – im Besonderen und Großbritannien im Allgemeinen, sollte die Reise Gelegenheit geben, den nördlichen Teil Großbritanniens näher kennenzulernen. Es war angestrebt, die vielen Fassetten Schottlands, von der historischen Entwicklung bis in die Neuzeit mit den vielen Wandlungen, angefangen bei Einblicken in Lebensweisen und Kultur bis zu den vielen und abwechslungsreichen Landschaften, zu gewinnen. In diesem Sinne machten sich 31 Teilnehmer auf die Reise. Es handelte sich dabei größtenteils um Vereinsmitglieder. Aber auch Schottland-interessierte Teilnehmer außerhalb des Vereins konnten begrüßt werden.
Die Reiseroute war so gewählt, dass ein repräsentativer Querschnitt des großen Landes besichtigt werden konnte. Übernachtet wurde während der An- und Abreise auf der komfortablen Fähre zwischen Amsterdam und Newcastle. In Schottland waren idyllische, landestypische Hotels gebucht. Halbpension-Arrangements führten auf der einen Seite zur effektiven Zeitausnutzung. Auf der anderen Seite gab insbesondere das gemeinsame Abendessen eine hervorragende Gelegenheit, die Erlebnisse des Tages Revue passieren und den Abend in geselliger Runde ausklingen zu lassen. Für die notwendigen Pausenzeiten während der Fahrt waren eine reiche Auswahl an köstlichen Snacks und an Getränken einschließlich Kaffee und Tee an Bord des Buses.
Am 5. Mai 2022 früh morgens stieg die Gruppen in einen komfortablen Reisebus der Fa. Gimmler Reisen, um auf direktem Wege nach Amsterdam zu fahren. Das Verkehrsaufkommen war aber so, dass noch etwa eine Stunde Zeit blieb, um kurz vor Ijmuiden, wo die Fähre ablegte, eine kleine Rast am Deich von Volendam einzulegen und damit ein kleiner Spaziergang durch dieses schöne holländische Dorf möglich wurde.
Die Überfahrt von Ijmuiden nach Newcastle gestaltete sich bei ruhiger See äußerst angenehm. Das köstliche Buffet und angenehme Unterhaltung in einer großzügigen Bar trugen zu dem gelungenen Auftakt der Reise bei.
Am nächsten Morgen, gut ausgeschlafen und nach einem reichhaltigen Frühstück an Bord, führte der Weg nach Glasgow mit einem Zwischenstopp in der Annandale Whisky Distillery. Nach einem Rundgang mit detailreicher Erläuterung des Werdeganges des schottischen Traditionsgetränkes gab es selbstverständlich auch eine kleine Verkostung.
Danach stand in Glasgow eine Stadtführung an. Ein im Kilt traditionell gekleideter, deutschsprachiger Führer erläuterte die historische Entwicklung der Stadt mit seinem noch immer andauernden Wandel von der bedeutendsten Schwerindustrie-Metropole Schottlands hin zu einer modernen, Service-orientierten Großstadt. Besonders beeindruckend war der alte Friedhof hoch über Glasgow, wo in großen Monumenten die Reichen der Stadt begraben sind. Aber auch das Rathaus besticht nicht nur von außen. Die Eingangshalle und das Treppenhaus aus Marmor und Alabaster sind eine wahre Augenweide.
Der dritte Tag führte von Glasgow nach Inverness, der Hauptstadt des Verwaltungsbezirkes Highlands. Zwischenstopps wurden in Stirling Castle, Pitlochry und Carrbrige eingelegt.
Die Geschichte von Stirling Castle lässt sich zurückverfolgen bis ins Jahr 1110 und war früher Sitz der schottischen Könige. Sie hat eine sehr wechselvolle Geschichte. Im Laufe der Jahrhunderte wechselten sehr häufig ihre Besitzer. Die Burg wurde mindestens sechzehnmal belagert oder angegriffen. In Ihrer Nähe wurden 4 grausame Schlachten ausgetragen. Eine davon ist besonders gut überliefert. In 1297 fügte der schottische Freiheitskämpfer William Wallace (Braveheart) den Engländern in einer brutalen Schlacht eine verheerende Niederlage bei. Am 9. September 1543 wurde hier Maria Stuart gekrönt.
Ein nächste Stopp wurde in Pitlochry (einem kleinen historischen Städtchen) eingelegt. In Carrbridge wartete ein Kleinod auf die Reisegruppe, die 1717 erbaute Packhorse Bridge. Sie wurde einst erbaut, um den Weg von Leichenzügen zum Friedhof bei Hochwasser für umliegende Einwohner deutlich zu erleichtern und zu verkürzen. Sie wurde aber schon 1829 weitestgehend durch eine Flut zerstört und verblieb in seinem nicht mehr benutzbaren Zustand bis heute.
In Inverness an der Mündung des Flusses Ness in den Moray Firth (einer Bucht oder einem Fjord der Nordsee) wartete ein besonderer Leckerbissen auf die Gruppe, der Besuch einer traditionellen Kilt-Manufaktur. Die Führung gab einen detailreichen Einblick in die Herstellung der Schottenröcke von der Weberei bis zum fertigen Kilt einschließlich allen Accessoires. Die historische Bedeutung als Militäruniform wurde ebenso erläutert wie die etwa 1200 verschiedene Karomuster, die jeweils verschiedenen Clans (Familien) zugeordnet werden können. In dieser Manufaktur wurden die für die Ausstattung des Kinofilms Braveheart benötigten Kilts angefertigt.
Weiter führte die Reise nach Urquart Castle am Loch Ness. Die Ursprünge dieser Burg lassen sich zurückverfolgen bis ins 6. Jahrhundert. Sie hat ebenfalls eine sehr wechselvolle Geschichte, erlangte aber nie die Bedeutung von Stirling Castle. Gemessen an der Größe zählte sie in ihrer Blütezeit zu den größten in Schottland. Seit dem 17. Jahrhundert ist sie verlassen und wurde dem Verfall preisgegeben. Von Urquart Castle aus hat man einen herrlichen Blick über die reizvolle Landschaft um Loch Ness herum. Im Wechselspiel von Sonne und Wolken, den Grün-Schattierungen der Wiesen und Wälder und den gelben Ginsterblüten bietet Loch Ness ein farbenfrohes Naturschauspiel.
Auf der Weiterreise nach Morar an der Atlantikküste wurde ein Zwischenstopp am Glenfinnan Viadukt eingelegt. Zur großen Freude der Reisegruppe passierte gerade der Hogwarts-Express das Viadukt (die Filmsequenzen mit dem Zug aus den Harry-Potter-Filmen wurden hier gedreht). In der Umgebung von Morar ist die raue, felsige Atlantikküste unterbrochen von wunderschönen, flachen Sandstränden.
Am nächsten Tag stand die berühmte Isle of Skye auf dem Programm. Mit der Fähre setzte die Gruppen von Malaig nach Armadale über, wo eine aus der Schweiz stammende Reiseführerin zustieg. Sie lebt seit vielen Jahren auf der Insel und hatte ein reichhaltiges Wissen vom Leben in dieser von Wind und Wetter geprägten, kargen Landschaft. In vielen kurzweiligen und humorvollen Geschichten erläuterte sie die Natur und die Lebensgrundlagen der Menschen. Beeindruckend waren die Einblicke in die historische Entwicklung der Clans, der traditionellen sozialen Großverbände von in der Regel zumindest entfernt verwandten Personen in Schottland. Auf der Rundreise wurden viele Fotostopps an Sehenswürdigkeiten wie der Inselhauptstadt Portree, den Kilt Rocks (wo erst jüngst die Fußabdrücke von großen Dinosauriern entdeckt wurden) oder auch nur an schönen, landschaftlich reisvollen Punkten eingelegt. Der Höhepunkt des Tages war die Burg Dunvegan Castle mit seinem fantastischen runden Garten und seinen vielen Wasserfällen. Die Rhododendron-Blüte hatte gerade ihren Höhepunkt erreicht. Der Tag auf der Isle of Skye stellte sich trotz oder eher wegen des typisch schottischen Regenwetters als ein ganz besonderes Erlebnis heraus.
Die Reise von Morar nach Edinburgh führte durch die westlichen Highlands vorbei an Fort Augustus mit der 6-stufigen Schleusenanlage am Caledonian Canal (Höhendifferenz 20 m) und durch den Glencoe National Park. Hier zeigten sich die Bergkuppen mit großen Schneeresten. Ein weiterer Zwischenstopp am Loch Lomond, dem größten See in Großbritannien, bot die Gelegenheit für eine einstündige Bootstour über den See, der in einer malerischen Landschaft langgestreckt eingebettet liegt und von saftigen Wiesen und Wäldern umgeben ist.
Bevor die Gruppe am Abend Edinburgh erreichte, wurde noch Halt bei den Kelpies (Wassergeister) bei Falkirk gemacht. Es handelt sich dabei um eine riesige Skulptur aus Edelstahlplatten. Zwei Pferdeköpfe ragen und eindrucksvoll 30 m in die Höhe. Sie wurden erst 2013 fertiggestellt und sind errichtet worden, um an die Arbeitspferde zu erinnern, die in früheren Zeiten die schweren Frachtkähne durch den naheliegenden Kanal zogen.
Für die Hauptstadt Schottlands, Edinburgh, stand ein ganzer Tag zur Verfügung. Auch hier konnte die Gruppe am Morgen den Vorzug eines deutschsprachigen Reiseführers genießen, der sachkundig und sehr kurzweilig auf einer großen Rundfahrt einen Überblick über die Umgebung von Edinburgh gab und einen Einblick in die historische Entwicklung und Besonderheiten der Stadt gewährte. Die Führung endete am majestätischen Edinburgh Castle, die auch heute noch im Besitz des britischen Militärs ist und zu offiziellen Anlässen, insbesondere des britischen Königshauses, genutzt wird. Hier werden die schottischen Kronjuwelen aufbewahrt und ausgestellt. Edinburgh Castle hat jährlich etwa 2,2 Mil. Besucher aus der ganzen Welt. Berühmtheit hat das im Spätsommer stattfindende Edinburgh Military Tattoo erlangt, Schottlands größtes Musikfestival, das nicht nur Militärmusik darbietet. Zur Erkundung der Burg und der Stadt stand der Nachmittag zur freien Verfügung.
Die besondere Verbundenheit zwischen Biebertal und Denbigh brachten zwei Ehepaare aus Denbigh (Enys und Peter Davies sowie Celia und Michael Berry) zum Ausdruck. Sie haben es sich nicht nehmen lassen, nach Edinburgh anzureisen. So konnten die Biebertaler einen schönen Abend gemeinsam mit den langjährigen Freunden aus Wales verbringen.
Die letzte Etappe von Edinburgh zurück nach Newcastle bot mit Jedburgh Abby noch einmal ein historisches Highlight. Jedburgh Abby ist ein altes Augustinerkloster, dessen Geschichte bis ins 9. Jahrhundert zurückreicht. Das sehr filigrane Bauwerk konnte aber über die Jahrhunderte nicht erhalten werden und wurde bereits 1871 aus Sicherheitsgründen gesperrt. Nach einer Besichtigung der Klosterruine war schließlich noch Zeit für die köstlichsten Fish & Chips an einem Kiosk, der von einem Berliner betrieben wurde. Er lebt seit vielen Jahren sehr zufrieden in der schottischen Kleinstadt.
Ein kleiner touristischer Leckerbissen war schließlich noch der „Grenzübertritt“ von Schottland nach England. Hier wurde die Reisegruppe von einem Dudelsackpfeifer an einem riesigen Grenzstein gebührend aus Schottland verabschiedet. Am Nachmittag des 12. Mai ging es schließlich wieder auf die Fähre für die nächtliche Überfahrt nach Amsterdam. Ein Drink auf dem Außendeck, wiederum ein köstliches Abendbuffet und kurzweilige Unterhaltung in der gemütlichen Bar (hier konnte zu fetziger Lifemusic auch das eine oder andere Tänzchen gewagt werden), bildete schließlich den Abschluss der erlebnisreichen Schottland-Rundfahrt, bevor die Gruppe am nächsten Morgen wieder in Amsterdam das europäische Festland erreichte.
Auf der Rückfahrt von Amsterdam nach Biebertal brachte die Reisegruppe ihre große Anerkennung für die hervorragende Auswahl der Reiseroute und für die professionelle Organisation zu Ausdruck. Dabei schlossen sie die originelle Idee von Dieter Schlierbach, während der Busfahrten die Gäste mit einem Tasting von verschiedenen erlesenen Whiskys zu überraschen, genauso mit ein, wie die über allen Maßen hinaus lobenswerten Fähigkeiten des Busfahrers Frank Schönherr. Er zeichnete sich nicht nur durch seine exzellenten Ortskenntnisse aus, sondern unterhielt die Fahrgäste während der Fahrt mit zahlreichen Anekdoten zu lokalen Besonderheiten an der Wegstrecke. Für die notwendigen Fahrerpausen steuerte er immer touristische Kleinode an.
Ein besonderes Dankeschön galt Petra Cohrt. Sie hatte in mühevoller Kleinarbeit die Route vorgeschlagen und ausgearbeitet. Als Reiselektüre hatte sie eine 60-seitige Broschüre zum Reiseverlauf zusammengestellt. Jede Teilnehmerfamilie erhielt ein Exemplar. Auch für das leibliche Wohl auf den Busfahrten zeichnete sie verantwortlich. Mit viel Liebe hatte sie die schon angesprochenen Snacks aus zum Teil selbstgebackenem Brot, Käse, verschiedenen Würstchen und Fleischkäse, Obst und Gemüsesticks mit den zugehörigen pikanten Dips vorbereitet. Sogar Kuchen und Kekse fehlten nicht. Für diese Bemühungen überreichte die Reisegruppe Petra Cohrt einige kleine, für Schottland typische Erinnerungstücke.